Frei vs. proprietär

NetzUnity und Informatik-forum wurden zusammengelegt. Eine entsprechende Ankündigung wird demnächst noch folgen. Für 2025 ist hier einiges geplant! Bei Fragen bitte per DM an Maximilian Rupp wenden.
  • Um OT in diesem Thread zu vermeiden also hier die Fortsetzung der Diskussion frei vs. proprietär (gern in Software, Hardware und was sich sonst noch finden lässt).

    Interessierten möchte ich an dieser Stelle auch noch gleich die Vorlesung Open Source Philosophie empfehlen, die ich dieses Semester per Mitschnitt höre.

    Also fabs, mich würde jetzt deine Antwort auf Paulchen bzw. gelbasack interessieren ;)

    Let us be thankful we have commerce. Buy more. Buy more now. Buy. And be happy.

    3 Mal editiert, zuletzt von [fl]Quel`Tos (21. Dezember 2008 um 15:09) aus folgendem Grund: link fixing

  • Hier, bitte.

    In den meisten Fällen ist das für mich auch irrelevant. Für mich sehr wohl von Interesse ist jedoch: Ich habe bei freier Software als Benutzer weit größere Freiheiten als bei proprietärer Software. Ich muss mich beispielsweise keinen Einschränkungen unterwerfen, wie oft ich etwas installieren darf, wie stark ich in meinen Programmen herumpfuschen darf, inwiefern die Weitergabe möglich ist etc. Ich muss nicht, wenn ich ein Programm installiere, stundenlang einen CD-Key suchen gehen, den ich irgendwo eingeräumt habe. Ich muss mein Ubuntu nicht in regelmäßigen Abständen aktivieren. Ich brauche keine WGA-Überprüfung, um irgendwelche Updates installieren zu dürfen.

    Ich stehe als Benutzer meines Systems nicht grundsätzlich unter Generalverdacht, Raubmordkopierer zu sein.

    Das ist das, was ich persönlich an freier Software schätze. Mir ist das erst aufgefallen, als ich GNU/Linux schon über längere Zeit im Einsatz hatte. Ich finde die Arbeit unter Linux um einiges entspannter als unter Windows.


    Es stimmt, dass einige Firmen mit den Beschränkungen maßlos übertreiben. Hatte allerdings erst einmal Probleme, ein Office zu installieren - das war bei einem von der Schule - da gabs eine entsprechende Gratis-Hotline von Microsoft und innerhalb von 2 Minuten war das freundlich und zufriedenstellend erledigt. XP hab ich noch dazu nicht wenige Male neu aufgesetzt, konnte es aber jedes Mal ohne Probleme aktivieren. Vista läuft seit dem Kauf (Jänner oder Februar 2007) und trotz zweier kleiner Schwestern, die drauf spielen, ohne Neuaufsetzen stabil. CD-Keys bewahre ich mit den CDs in ihren Originalhüllen auf. Ich weiß nicht, wie genau das Vista-Update das erledigt, aber die WGA-Prüfung passiert wenn dann im Hintergrund. Der zusätzliche Klick auf der Microsoft-Seite wird durch die zahlreichen anderen Klicks, die man auf anderen Seiten braucht: Version/Source-oder-Binary/.../Mirror locker ausgeglichen. Bisher musste ich noch keine Software verwenden bzw. habe ich keine Software verwendet, die in regelmäßigen Abständen aktiviert werden muss. Das einmalige Aktivieren bei der Installation hingegen finde ich nicht so arg, hier spielt auch meine Philosophie mit: Mir ist das Geschäftsmodell, mit dem Produkt selbst Geld verdienen zu wollen als mit Support dafür, irgendwie lieber. Schon allein von der Wertschätzung her - bezahle ich den Programmierer oder nur die Typen von der Service-Hotline? Da muss man auch zumindest irgendwie versuchen, sicherzustellen, dass zumindest einige Leute dafür zahlen. Der derzeitigen Verfahrensweise von EA stehe ich etwas ablehnend gegenüber, weil man da nach 5 Aktivierungen wirklich zum Bittsteller degradiert wird, Rockstar und Microsoft lösen das imho aber ganz annehmbar. So viel zum Teil "Einschränkungen für normale Benutzer".

    Herumpfuschen in den Programmen: klingt im Prinzip ganz nett, kommt aber stark auf den Fall an. Das Problem daran, den Sourcecode offen zu legen und frei zu geben, ist natürlich, dass man eventuell seine Einnahmequelle verliert. Wenn man ein entsprechendes Geschäftsmodell hat, dann verstehe ich durchaus, dass man den nicht hergeben möchte. Immerhin kann man auch eine ganze Menge über eine Skriptsprache bzw. ein PlugIn-System möglich machen. Und in größeren Sachen kleine, eigene Änderungen zu machen, ist beim Sourcecode einfach schwierig, weil man sich ja doch ziemlich reinlesen muss, um die richtigen Stellen für die Änderungen zu finden. Und wenn man es dann bräuchte, ist es einfach nur ewig kompliziert, wie ich z.b. hier geschildert habe.

    Bei der Freiheit geht's ja nicht nur um selbst im Source rumpfuschen. Es geht darum, dass Software aufeinander aufbauen kann, dass man viel mehr Freiheiten im Betrieb hat (Windowmanager,... selbst wählen), dass Schnittstellen offen sind und unterschiedliche Systeme miteinander arbeiten können,...
    Abgesehen von der Ideologie ist's Geschmackssache. Gibt Leute, die arbeiten mit grafischen Tools sehr effizient, ich fühl' mich auf irgendwas unixoidem mit Shells wohler.


    @Aufeinander aufbauen: Also mehr Zusammenarbeit zwischen den Sachen gibts eher bei proprietären Produkten, eben vor allem bei Apple und Microsoft. Das fängt bei der Harware an - die Fernbedienung von Microsoft, die ich mir fürs Bedienen des Windows Media Centers gekauft habe, funktioniert auch ohne jede Zusatzeinstellung mit der XBox 360, umgekehrt kann ich XBox 360-Controller genauso auf dem PC verwenden und hört bei den Jugendschutzfunktionen auf, die sowohl die Altersbeschränkungen der Spiele, als auch die Zeiten, zu denen gespielt wird, als auch der Internetzugang als auch die Onlinekontakte des Live Messengers als auch die E-Mail-Kontakte in Outlook/Windows Mail überwachen und kontrollieren lassen. Wieweit die Schnittstellen hier genau offenliegen, weiß ich nicht, aber Microsoft hat auf jeden Fall eine ganze Menge offener Schnittstellen, denn es gibt riesige Fülle von Add-Ons für alles mögliche. Und die Dokumentation, die ich von Microsoft her kenne, war bisher auch das beste, was ich erlebt habe. Einen Startfehler bei Windows XP, der mit einer kaputten Registry zu tun hatte, konnte ich durch befolgen des Knowledge-Base-Artikels im ersten Anlauf ohne Probleme beheben, und die Dokumentation der Microsoft .NET-Klassen und -Sprachen schlägt in Komfort und Umfang die Javadocs oder die Ruby-On-Rails-Dokumentation um längen, höchstens PHP kommt da in die Nähe.

    Zu selbst Teile auswählen: Für mich ist das Gesamtpaket, das ich von Microsoft bekomme, einfach besser als alle möglichen Kombinationen von Linux-Teilen (auf jedenfall zu vertretbaren Kosten). Damit ich den Windowmanager frei wählen könnte, müsste ich nämlich verzichten auf:
    - deutsche Handschrifterkennung und weitere Tablet-Funktionen
    - das .NET-Framework ( mono: Original vs. hinterherhechelnde Kopie...)
    - Office 2007 (vor allem OneNote, das mich wiederum in meiner Handschrift suchen lässt, hier gilt für OpenOffice wieder dasselbe wie für Mono)
    - den Windows Live Messenger - hier wieder das Handschrift-Feature, außerdem ist er auch so sehr komfortabel zu bedienen
    - die meisten meiner Spiele
    Außerdem gibts im Windows Vista eine komplett deutsche ins System integrierte deutsche Spracherkennung/Steuerung. Die ist zwar noch nicht wirklich perfekt, aber ein schöner großer Schritt.
    Was würde ich jetzt dafür bekommen? Ah ja, ich darf bei den einzelnen Systemkomponenten Mix & Match betreiben. Ansonsten kann ich halt das meiste, was im Windows geht, auch machen, aber eben einiges nicht. Bin auch eher der grafische Typ und verstehe nicht, warum man in einer grafischen Oberfläche ein Kommandozeilenprogramm aufmacht, um einen Pfad einzugeben und am Schluss eine Datei (wieder für ein grafisches Programm, z.b. PDF) zu öffnen, anstatt mich im Explorer durchzuklicken. Aber gut. Selbst wenn, über Cygwin krieg ich auch eine Linux-mäßige Konsole.

    Es ist wohl auch den zahlreichen ungerechtfertigten Microsoft/Windows-Beschimpfungen, die ich als eigentlich sehr zufriedener Kunde erleben musste, zu verdanken, dass ich hier öfter als etwas agressiverer Verteidiger auftrete, als es eigentlich nötig wäre.

    Freie Software ist imho nichts per se schlechtes, aber das ist proprietäre Software auch nicht. Ich selbst tendiere bei ähnlichen Kosten eher zur verbreiteteren Lösung bzw. zur Lösung des größeren Herstellers, so es sie gibt. Das deckt sich meistens und ist wiederum meistens eine proprietäre Lösung. Gegenbeispiele bei mir sind My-/PostgreSQL und PHP. Anderseits aber seh ich keinen Grund, Firefox oder OpenOffice zu verwenden.

    Generell ist zu sagen: Die Ideologie von Freiheit um jeden Preis und alles muss offen sein gibt mir einfach nichts. Alles, was ich will, ist etwas, das mir ohne großen Aufwand bei meinen Aufgaben hilft - und da sind Installer und vorkompilierte Binaries weitaus angenehmer als ein Zip-Packet mit dem Sourcecode und einer Readme-Datei, die hunderttausend zusätzliche Sachen auflistet, die installiert werden müssen, was man wohin kopieren und wie in welche Konfigurationsdatei schreiben muss und welche Skripts man dann am Schluss ausführen muss, bis man eine Chance hat, das entsprechende Programm auch zu starten. Wen das Basteln interessiert, der möge seine Freude dran haben, aber als Standard für die Welt möchte ich mir das nicht vorstellen müssen.


  • Das fängt bei der Harware an - die Fernbedienung von Microsoft, die ich mir fürs Bedienen des Windows Media Centers gekauft habe, funktioniert auch ohne jede Zusatzeinstellung mit der XBox 360, umgekehrt kann ich XBox 360-Controller genauso auf dem PC verwenden

    Und wenn du keine Fernbedienung von Microsoft, sondern von einem anderen Hersteller verwenden willst und damit die XBox und den PC steuern? Oder die Fernbedienung von Microsoft mit der Spielkonsole von einem anderen Hersteller?

    Zitat

    und hört bei den Jugendschutzfunktionen auf, die sowohl die Altersbeschränkungen der Spiele, als auch die Zeiten, zu denen gespielt wird, als auch der Internetzugang als auch die Onlinekontakte des Live Messengers als auch die E-Mail-Kontakte in Outlook/Windows Mail überwachen und kontrollieren lassen.

    Und wer sagt dir, dass die so gesammelten Daten nicht auch an Microsoft oder das Innenministerium gehen? Bei OSS hast du zwar auch keine absolute Sicherheit dagegen, aber dafür sehen sich den Code nicht nur Leute an, die für eine Firma arbeiten (und von ihr finanziell abhängig sind).

    Zitat

    Wieweit die Schnittstellen hier genau offenliegen, weiß ich nicht, aber Microsoft hat auf jeden Fall eine ganze Menge offener Schnittstellen, denn es gibt riesige Fülle von Add-Ons für alles mögliche.

    Tja, und morgen beschließt Microsoft, die Schnittstellen zu ändern und die neuen Schnittstellen nicht mehr zu dokumentieren. Schon ist die ganze Arbeit umsonst. Passiert das bei OSS, kannst du (oder jemand anderer) das Projekt forken und mit der alten Schnittstelle weitermachen, oder dir den Source anschauen und die neue Schnittstelle analysieren.

    "Microsoft" kann man in den vorigen Sätzen übrigens durch jede Firma ersetzen, die proprietäre Software vertreibt.

    Zitat

    Bin auch eher der grafische Typ und verstehe nicht, warum man in einer grafischen Oberfläche ein Kommandozeilenprogramm aufmacht, um einen Pfad einzugeben und am Schluss eine Datei (wieder für ein grafisches Programm, z.b. PDF) zu öffnen, anstatt mich im Explorer durchzuklicken.

    Weil "kpdf stuf<tab>hun<tab>2<tab>l<tab><enter>" schneller ist, als sich durch drei Verzeichnisebenen durchzuklicken? (Ja, das ist ein echtes Beispiel.)

    Zitat

    Freie Software ist imho nichts per se schlechtes, aber das ist proprietäre Software auch nicht.

    Was sind - bei angenommenem Featuregleichstand - die Vorteile proprietärer egenüber freier Software?

    Zitat

    Anderseits aber seh ich keinen Grund, Firefox oder OpenOffice zu verwenden.

    Aus Interesse: welchen Browser verwendest du?

    Zitat

    Alles, was ich will, ist etwas, das mir ohne großen Aufwand bei meinen Aufgaben hilft - und da sind Installer und vorkompilierte Binaries weitaus angenehmer als ein Zip-Packet mit dem Sourcecode und einer Readme-Datei, die hunderttausend zusätzliche Sachen auflistet, die installiert werden müssen, was man wohin kopieren und wie in welche Konfigurationsdatei schreiben muss und welche Skripts man dann am Schluss ausführen muss, bis man eine Chance hat, das entsprechende Programm auch zu starten.

    Schon einmal etwas von Packagemanagern gehört?

    2 Mal editiert, zuletzt von mdk (21. Dezember 2008 um 17:24)

  • Bisher musste ich noch keine Software verwenden bzw. habe ich keine Software verwendet, die in regelmäßigen Abständen aktiviert werden muss.

    Mein über den Student Software Service der TU bezogenes Vista muss spätestens alle 180 Tage aktiviert werden, das Windows XP, das ich über die MSDNAA heruntergeladen habe, einmalig nach der Installation. War nie ein Problem, sehe ich aber als entbehrlich an.

    @Aufeinander aufbauen: Also mehr Zusammenarbeit zwischen den Sachen gibts eher bei proprietären Produkten, eben vor allem bei Apple und Microsoft. Das fängt bei der Harware an - die Fernbedienung von Microsoft, die ich mir fürs Bedienen des Windows Media Centers gekauft habe, funktioniert auch ohne jede Zusatzeinstellung mit der XBox 360, umgekehrt kann ich XBox 360-Controller genauso auf dem PC verwenden und hört bei den Jugendschutzfunktionen auf, die sowohl die Altersbeschränkungen der Spiele, als auch die Zeiten, zu denen gespielt wird, als auch der Internetzugang als auch die Onlinekontakte des Live Messengers als auch die E-Mail-Kontakte in Outlook/Windows Mail überwachen und kontrollieren lassen.

    Ich glaub dir durchaus, dass Microsoft-Produkte mit Microsoft-Produkten gut zusammenarbeiten. Das Problem beginnt dort, wo es um die Zusammenarbeit mit Nicht-Microsoft-Produkten geht. Da sind Schnittstellen mal überhaupt nicht dokumentiert, mal unzureichend und ein anderes Mal sind sie ausgezeichnet dokumentiert, ändern sich aber auf einmal unerwartet.

    Was Microsoft zum Beispiel unter HTML und CSS versteht, hat man deutlich an einigen Versionen vom Internet Explorer gesehen. Hier hat sich aber in den letzten Versionen einiges zum Besseren verwendet, IE8 soll sogar ACID2 bestehen.

    Einen Startfehler bei Windows XP, der mit einer kaputten Registry zu tun hatte, konnte ich durch befolgen des Knowledge-Base-Artikels im ersten Anlauf ohne Probleme beheben

    Sowas kann gelingen, kann aber genauso gut in die Hosen gehen. Mir ist vor ca. einem halben Jahr mein Windows Vista beim Need for Speed-Spielen abgestürzt, ich musste die Reset-Taste betätigen. Seitdem hat das System nicht mehr gebootet, auch nicht im abgesicherten Modus. Sämtliche Versuche, mit Hilfe der Installations-CD das installierte System zu reparieren, schlugen fehl. Für die Studentenversion gibt's keinen Support, also Neuinstallation. Wie sowas bei einem Journalling Filesystem wie NTFS überhaupt passieren kann, ist mir ein Rätsel.

    und die Dokumentation der Microsoft .NET-Klassen und -Sprachen schlägt in Komfort und Umfang die Javadocs oder die Ruby-On-Rails-Dokumentation um längen, höchstens PHP kommt da in die Nähe.

    Ich glaub, da kommt es sehr stark darauf an, womit man zu arbeiten gewohnt ist. Ich find die Dokumentation der Java-Klassenbibliothek ausgezeichnet und komm mit der .NET-Dokumentation nicht wirklich klar.

    Bin auch eher der grafische Typ und verstehe nicht, warum man in einer grafischen Oberfläche ein Kommandozeilenprogramm aufmacht, um einen Pfad einzugeben und am Schluss eine Datei (wieder für ein grafisches Programm, z.b. PDF) zu öffnen, anstatt mich im Explorer durchzuklicken.

    Auch das ist Gewohnheit.

    Aber gut. Selbst wenn, über Cygwin krieg ich auch eine Linux-mäßige Konsole.

    ... in einem Terminalemulator, der sich in der Breite nicht einfach durch Ziehen am Fensterrahmen vergrößern lässt. Warum das so ist, hab ich bis heute noch nicht verstanden.


    Abschließend möchte ich sagen, dass es mir beim Einsatz von GNU/Linux weniger darum geht, irgendeine Ideologie zu fördern (ich finde dennoch den Gedanken freier Software toll), mir taugt die Art und Weise, wie Dinge auf unixoiden Systemen angegangen werden, einfach besser. Ich hab da meinen Package Manager und nicht lauter Programme, wo ich einzeln dafür sorgen muss, sie aktuell zu halten. Ich hab hier die Konfiguration der Komponenten in Form von Textdateien und nicht in einer riesigen Registry, die kein Mensch überblicken kann.

    Mir liegt es auch fern, irgendjemanden überzeugen zu wollen, freie Software sei besser als proprietäre, Linux sei besser als Windows, Linux sei besser als Mac OS, Vim sei besser als Emacs oder sonst etwas.

    Jeder sollte aber über den Tellerrand schauen, wissen, worüber er eigentlich schimpft, und respektieren, dass andere möglicherweise andere Systeme einsetzen. Das ist leider nicht selbstverständlich, wenn man sich beispielsweise diverse Flamewars ansieht. Ich erwarte mir auch, dass ich nicht mit Formaten zugeschüttet werde, die ich nur unter Windows sinnvoll einsetzen kann. OO-XML mag ein ISO-Standard sein, von "$FEATURE ist so zu rendern wie das Word 2007 macht" halte ich aber recht wenig.

  • Und wenn du keine Fernbedienung von Microsoft, sondern von einem anderen Hersteller verwenden willst und damit die XBox und den PC steuern? Oder die Fernbedienung von Microsoft mit der Spielkonsole von einem anderen Hersteller?


    Das wird wohl nicht gehen, aber hier gings mir um das zusammenarbeiten von fertigen Sachen.


    Und wer sagt dir, dass die so gesammelten Daten nicht auch an Microsoft oder das Innenministerium gehen? Bei OSS hast du zwar auch keine absolute Sicherheit dagegen, aber dafür sehen sich den Code nicht nur Leute an, die für eine Firma arbeiten (und von ihr finanziell abhängig sind).


    Naja, meinen Datenstrom ans Internet kann ich ja überwachen - das ist ja in der Vergangenheit auch öfter passiert, dass jemand herausgefunden hatte, Produkt X schickt Informationen Y an Hersteller Z. Hier kommts natürlich auf den Hersteller und seine Politik drauf an. Die Garantie ist eben bei OSS auch nicht da, und es gibt auch dort Beispiele, wo gewisse Sachen lange nicht auffallen - z.b. beim Fall DDR-Bücher in der deutschen Wikipedia.

    Tja, und morgen beschließt Microsoft, die Schnittstellen zu ändern und die neuen Schnittstellen nicht mehr zu dokumentieren. Schon ist die ganze Arbeit umsonst. Passiert das bei OSS, kannst du (oder jemand anderer) das Projekt forken und mit der alten Schnittstelle weitermachen, oder dir den Source anschauen und die neue Schnittstelle analysieren.


    "Mit der alten Schnittstelle" weitermachen wird wohl auch bei OSS nicht zu empfehlen sein, weil die dann ja über kurz oder lang hoffentlich niemand mehr haben wird. Und für eine Firma wird so eine Politik über kurz oder lang ins Verderben führen, weswegen es auch eher selten passiert, dass Schnittstellen einfach so geändert werden, und noch seltener, dass es dafür dann keine Dokumentation gibt.

    Was sind - bei angenommenem Featuregleichstand - die Vorteile proprietärer gegenüber freier Software?

    Ich kann die Firma besser einschätzen als irgendwelche Leute aus dem Internet. Ich kann nämlich annehmen, dass sie versuchen werden, Gewinn zu machen. Damit das auch langfristig so bleibt, müssen sie nachhaltig Kundennutzen stiften. Ist ja nicht so, dass Microsoft die ersten 1000 Leute übers Ohr gehauen hat und seither nur sein böses Imperium verwaltet. Das kommt mir persönlich also vertrauenswürdiger vor als eine Gruppe von Menschen, über die ich nichts weiß. Wenn die Firma nun aber offene/freie Software produziert, dann will sie wohl Geld mit Services/Support verdienen. Das ist mir auch irgendwie Suspekt, denn irgendwie muss der Kunde den Support dann ja auch als nötig empfinden...

    Aus Interesse: welchen Browser verwendest du?

    IE 8 Beta 2.

    Schon einmal etwas von Packagemanagern gehört?


    Dafür müssen alle beteiligten Parteien die betreffenden Pakete aber auch einmal in geeigneter Form bereitstellen. Wenn das Zeug außerdem so verfügbar wäre, würde ich davon ausgehen, dass eine solche Vorgehensweise als erstes in der Readme steht und die manuelle Vorgehensweise nur als Ersatzmaßnahme empfohlen wird. Die Idee selbst finde ich grundsätzlich sehr gut.

    Ich hab in der Zwischenzeit auch ein bisschen in der Open Source-Philosophie-Wiki gelesen, und bin über dieses Zitat gestolpert:

    Zitat von OSPhilo-Wiki


    "Perhaps in the end the open-source culture will triumph not because cooperation is morally right or software ``hoarding is morally wrong (assuming you believe the latter, which neither Linus nor I do), but simply because the closed-source world cannot win an evolutionary arms race with open-source communities that can put orders of magnitude more skilled time into a problem."


    Das mit den "orders of magnitude more skilled time into a problem" glaube ich einfach nicht. Die Heerscharen von gut bezahlten und ausgebildeten Leuten, die bei Firmen wie Microsoft, Google oder Oracle sitzen, werden glaube ich nicht so einfach von Gruppen von Hobbyprogrammieren eingeholt oder abgehängt. Vielleicht bei kleineren Sachen, ja, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis PostgreSQL den Status erreicht, den MSSQL oder OracleSQL derzeit haben - und die werden zu dem Zeitpunkt schon wieder woanders sein. Auch haben nur große Firmen die Ressourcen, Satellitenbilder zu sammeln und zu Verfügung zu stellen.

  • das grundproblem der proprietären software ist ja, dass man dort versucht bzw. bei gängigen geschäftsmodellen versuchen muss, informationen (software) wie physische objekte zu behandeln, damit man sie stückweise verkaufen kann. das führt auch zu paradoxen bezeichnungen wie raubkopie, obwohl hier weder gewalt angewandt, noch jemandem etwas weggenommen wird.

    die tatsache, dass software von ihrer natur her überhaupt nicht diesem modell entspricht, macht komplizierte juristische und technische konstruktionen nötig, die dafür sorgen, dass das eigentlich freie objekt computerprogramm wie ein physisches objekt behandelt werden muss.

    freie gibt viel eher als proprietäre software der "flüchtigen" natur von information nach. wenn man sich überlegt, wie viele ressourcen in die entwicklung und den betrieb von kopierschutzmaßnahmen fließen, stellen sich einem die haare auf. interessant wäre hier mal eine aufrechnung, in welchem umfang man um das gleiche geld humanitäre leistungen erbringen könnte.

    lg

  • Und die Dokumentation, die ich von Microsoft her kenne, war bisher auch das beste, was ich erlebt habe.

    Das kann ich nur bestätigen. Die Platform- bzw. Windows-, DirectX und .NET SDK enthalten die beste API Dokumentation die ich bei Software jemals erlebt habe. Leider gibt's auch jede Menge Dokumentation die nicht &quot;frei&quot; (ich mein hiermit kostenlos erhältlich) zugänglich ist - wie zum Beispiel das DDK bzw. das IFS Kit; Andere Technologien wie NTFS sind von Microsoft selbst dann gar nicht mehr dokumentiert.

    Die Philosophie &quot;Source als Dokumentation&quot; finde ich persönlich für APIs nicht passend (man muss sich immer durch Tonnen Code wühlen bis man die notwendigen Funktionen findet und muss sich schon relativ gut im jeweiligen Projekt auskennen um was zu finden).

    Natürlich muss man bei Open Source Projekten zugunsten anmerken, dass Microsoft so gute Dokumentation nur produzieren kann weil eigene Abteilungen daran arbeiten - bei OpenSource Projekten liegt das Hauptinteresse der Entwickler selbstverständlich im Modifizieren bzw. Weiterentwickeln der Anwendung selbst und der Dokumentationsschritt ist dann meistens sehr mühsam - bei einigen Projekten aufwändiger als die Programmentwicklung selbst.

  • Weil "kpdf stuf<tab>hun<tab>2<tab>l<tab><enter>" schneller ist, als sich durch drei Verzeichnisebenen durchzuklicken? (Ja, das ist ein echtes Beispiel.)

    Solche Beispiele find ich gröber beknackt. Erstens mal geht man dabei davon aus, dass das Terminal offen und man schon im richtigen Verzeichnis ist, während man den Filemanager erst öffnen müsste, und natürlich keinen Link dazu in der Taskleiste hat, sondern sich durch 3 Menüebenen klicken müsste.

    Und zweitens lassen sich GUI-Programme genauso per Tastatur bedienen. Ein bisschen Pfeiltaste rechts und runter, in der Fileliste die ersten drei Buchstaben eintippen, und das pdf ist gehighlightet. Enter.

    In einen FBO rendern ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt.

  • . Ich kann nämlich annehmen, dass sie versuchen werden, Gewinn zu machen. Damit das auch langfristig so bleibt, müssen sie nachhaltig Kundennutzen stiften.


    Und wenn sie keinen Gewinn machen wird das Projekt eingestellt und du darfst dir neue Software suchen.


    Zitat

    den "orders of magnitude more skilled time into a problem" glaube ich einfach nicht. Die Heerscharen von gut bezahlten und ausgebildeten Leuten, die bei Firmen wie Microsoft, Google oder Oracle sitzen, werden glaube ich nicht so einfach von Gruppen von Hobbyprogrammieren eingeholt oder abgehängt.


    Wieso setzt du Open Source mit Hobby Programmierern gleich? Sun, IBM, Red Hat, Mozilla, Novell,... Alles Hobby Programmierer?

    Hier findest du eine Auflistung welche Firmen zur Entwicklung des Linux Kernels beitragen. Da sind auch die von dir erwähnten "gut ausgebildeten Leute" von Google und Oracle prominent vertreten.

    Aus 100% Apfelsaftkonzentrat. Kann Spuren von Nüssen enthalten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Apfelsaft (21. Dezember 2008 um 18:29)

  • Zitat von fabs

    Hier kommts natürlich auf den Hersteller und seine Politik drauf an. Die Garantie ist eben bei OSS auch nicht da, und es gibt auch dort Beispiele, wo gewisse Sachen lange nicht auffallen - z.b. beim Fall DDR-Bücher in der deutschen Wikipedia.

    auch wenn es die garantie nicht gibt, ist OSS in dieser hinsicht immer noch besser als jede proprietäre software, schon weil die prüfung überhaupt möglich ist. wenn dir viel an einem produkt liegt, kannst du die software von unabhängigen experten (die durch OSS sicher kein interesse haben, dich zu betrügen) genau prüfen lassen.

    Zitat

    Ich kann die Firma besser einschätzen als irgendwelche Leute aus dem Internet.

    viele entwickler quelloffener software arbeiten für namhafte unternehmen. viele unternehmen stellen hauptsächlich quelloffene software her. und die leute sind nur solange irgendwelche dahergelaufenen, vertrauensunwürdigen hobbyprogrammierer aus dem internet, so lange du dich nicht hingesetzt und über sie informiert hast.

    Zitat

    Wenn die Firma nun aber offene/freie Software produziert, dann will sie wohl Geld mit Services/Support verdienen. Das ist mir auch irgendwie Suspekt, denn irgendwie muss der Kunde den Support dann ja auch als nötig empfinden

    es geht hier vor allem um rechtssicherheit und argumentation auf der management-ebene. wenn ich support zu einem produkt kaufe, kann ich als als manager deutlich ruhiger schlafen, als wenn mein produktivsystem nur von einem meiner hacker betreut wird, der im nächsten monat plötzlich weg sein kann.

    Zitat

    Das mit den "orders of magnitude more skilled time into a problem" glaube ich einfach nicht. Die Heerscharen von gut bezahlten und ausgebildeten Leuten, die bei Firmen wie Microsoft, Google oder Oracle sitzen, werden glaube ich nicht so einfach von Gruppen von Hobbyprogrammieren eingeholt oder abgehängt.

    schau dir bitte mal die qualität von vielen freien programmen an. die ist doch tausendmal höher als das, womit dich große firmen täglich verarschen. ich stimme zu, dass der funktionsumfang oft vor allem bei jungen projekten zu wünschen übrig lässt, aber dass da ein haufen hobbyprogrammierer unkoordiniert mist produziert ist einfach nicht wahr.

    Zitat

    Auch haben nur große Firmen die Ressourcen, Satellitenbilder zu sammeln und zu Verfügung zu stellen.

    ich bin der meinung, dass staatliche organisationen solche bilder, wenn vorhanden, zur verfügung stellen sollten. dass eine kleine entwicklercommunity jetzt schlecht einen satelliten hochschicken kann ist vermutlich nicht zu ändern.

    lg,
    michi

  • Ich kann die Firma besser einschätzen als irgendwelche Leute aus dem Internet. Ich kann nämlich annehmen, dass sie versuchen werden, Gewinn zu machen.

    Das heißt aber auch, dass die Firma das Produkt sofort fallen lassen wird, falls es keinen Profit bringt. Bei 100 Freiwilligen ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle gleichzeitig "Mich freut's nicht mehr" sagen, viel geringer.

    Zitat

    Ist ja nicht so, dass Microsoft die ersten 1000 Leute übers Ohr gehauen hat und seither nur sein böses Imperium verwaltet.

    Nein, aber Microsoft würde sofort 1000 Leute übers Ohr hauen, wenn es daraus einen Profit schlagen kann. Wie jede gewinnorientierte Firma eben.

    Zitat

    Das kommt mir persönlich also vertrauenswürdiger vor als eine Gruppe von Menschen, über die ich nichts weiß.

    Also für dich ist eine Firma, über die du nichts weißt, die über Leichen gehen würde, um mehr Profit zu machen, vertrauenswürdiger, als eine Gruppe von Menschen, über die du nichts weißt und die hauptsächlich Freude an der Sache hat?

    Zitat

    Wenn die Firma nun aber offene/freie Software produziert, dann will sie wohl Geld mit Services/Support verdienen. Das ist mir auch irgendwie Suspekt, denn irgendwie muss der Kunde den Support dann ja auch als nötig empfinden...

    Verschwörungstheorien ahoi...

    Zitat

    Das wird wohl nicht gehen

    Eben. Das heißt - wie oben gesagt - dass du ziemlich blöd dastehst, wenn deine Fernbedienung kaputt ist und Microsoft sie nicht mehr supportet oder verkauft, weil die Produktlinie nicht profitabel war.

    Zitat

    Naja, meinen Datenstrom ans Internet kann ich ja überwachen - das ist ja in der Vergangenheit auch öfter passiert, dass jemand herausgefunden hatte, Produkt X schickt Informationen Y an Hersteller Z.

    Sowas findet man aber nur durch Zufall heraus.

    Zitat

    Die Garantie ist eben bei OSS auch nicht da, und es gibt auch dort Beispiele, wo gewisse Sachen lange nicht auffallen - z.b. beim Fall DDR-Bücher in der deutschen Wikipedia.

    Ich habe auch nie behauptet, dass eine Garantie dagegen bei OSS bestehen würde; es würde nur mit viel größerer Wahrscheinlichkeit und viel schneller auffliegen.

    Außerdem: was war mit den "DDR-Büchern" in der Wikipedia und was ist an DDR-Büchern so schlecht? Einer Lenin-Biographie aus der DDR würde ich natürlich nicht trauen, einem mathematischen Buch aber sehr wohl.

    Zitat

    "Mit der alten Schnittstelle" weitermachen wird wohl auch bei OSS nicht zu empfehlen sein, weil die dann ja über kurz oder lang hoffentlich niemand mehr haben wird.

    Hä?

    Zitat

    Und für eine Firma wird so eine Politik über kurz oder lang ins Verderben führen, weswegen es auch eher selten passiert, dass Schnittstellen einfach so geändert werden, und noch seltener, dass es dafür dann keine Dokumentation gibt.

    Die Firma "Apple" ist dir schon bekannt?

    Zitat

    Dafür müssen alle beteiligten Parteien die betreffenden Pakete aber auch einmal in geeigneter Form bereitstellen.

    Nein, müssen sie nicht. Es reicht, wenn irgendwer ein Paket baut.

    Zitat

    Wenn das Zeug außerdem so verfügbar wäre, würde ich davon ausgehen, dass eine solche Vorgehensweise als erstes in der Readme steht und die manuelle Vorgehensweise nur als Ersatzmaßnahme empfohlen wird.

    Wieso? Woher soll der Entwickler in jedem Fall wissen, in welchen Repositories sich ein Paket mit seiner Software darin befindet?

    Zitat

    Das mit den "orders of magnitude more skilled time into a problem" glaube ich einfach nicht.

    Ich schon.

  • Und wenn sie keinen Gewinn machen wird das Projekt eingestellt und du darfst dir neue Software suchen.

    Wenn es niemanden mehr freut, ein Open Source-Projekt weiter zu betreuen, wird das Projekt eingestellt und du darfst dir neue Software suchen.

    (Man kann sich natürlich auch die Arbeit antun und selbst daran weiterarbeiten.)

  • Solche Beispiele find ich gröber beknackt. ...

    mich stört, dass bei lizenzdiskussionen die softwareusability diskutiert wird, statt die aspekte der lizenzen.

    foss kann oft genauso bescheuert/gut verwendbar sein wie closed source software und vice versa.

    Otto: Apes don't read philosophy. - Wanda: Yes they do, Otto, they just don't understand
    Beleidigungen sind Argumente jener, die über keine Argumente verfügen.
    «Signanz braucht keine Worte.» | «Signanz gibts nur im Traum.» 

    Das neue MTB-Projekt (PO, Wiki, Mitschriften, Ausarbeitungen, Folien, ...) ist online
    http://mtb-projekt.at

  • Wenn es niemanden mehr freut, ein Open Source-Projekt weiter zu betreuen, wird das Projekt eingestellt und du darfst dir neue Software suchen.

    (Man kann sich natürlich auch die Arbeit antun und selbst daran weiterarbeiten.)

    Das heißt aber auch, dass die Firma das Produkt sofort fallen lassen wird, falls es keinen Profit bringt. Bei 100 Freiwilligen ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle gleichzeitig "Mich freut's nicht mehr" sagen, viel geringer.

    ...

    Aus 100% Apfelsaftkonzentrat. Kann Spuren von Nüssen enthalten.

  • Da sind Schnittstellen mal überhaupt nicht dokumentiert, mal unzureichend und ein anderes Mal sind sie ausgezeichnet dokumentiert, ändern sich aber auf einmal unerwartet.


    Das ist aber bei PHP auch nicht anders. Bei beiden kann ich mich nun entscheiden, das entsprechende Update nicht zu übernehmen, und bei beiden ist das meistens keine gute Option.

    Was Microsoft zum Beispiel unter HTML und CSS versteht, hat man deutlich an einigen Versionen vom Internet Explorer gesehen.


    Soweit ich das gelesen habe, war das in der Geschichte der Browser aber überall üblich.

    ich finde dennoch den Gedanken freier Software toll


    Es finden auch viele die Grundgedanken des Sozialismus toll. Das Problem ist nur, dass bisher alle Systeme, die rein auf gutem Willen basierten, gescheitert sind. Mischformen sind ja durchaus ok. Aber dass alle Software frei ist, so wie Herr Stallman sich das vorstellt, halte ich für wenig Sinnvoll - weil zum Broterwerb bleibt für den Informatiker dann halt noch überspitzt gesagt das Admin-sein.

    das grundproblem der proprietären software ist ja, dass man dort versucht bzw. bei gängigen geschäftsmodellen versuchen muss, informationen (software) wie physische objekte zu behandeln, damit man sie stückweise verkaufen kann. [...]
    die tatsache, dass software von ihrer natur her überhaupt nicht diesem modell entspricht, macht komplizierte juristische und technische konstruktionen nötig, die dafür sorgen, dass das eigentlich freie objekt computerprogramm wie ein physisches objekt behandelt werden muss.

    freie gibt viel eher als proprietäre software der "flüchtigen" natur von information nach. wenn man sich überlegt, wie viele ressourcen in die entwicklung und den betrieb von kopierschutzmaßnahmen fließen, stellen sich einem die haare auf. interessant wäre hier mal eine aufrechnung, in welchem umfang man um das gleiche geld humanitäre leistungen erbringen könnte.


    Das kannst du von allem sagen, das nur einmal Produziert und dann mit praktisch 0 Aufwand beliebig vervielfältigt werden kann - also eben auch Musik. Das Problem ist, dass unser Wirtschaftssystem so etwas nicht wirklich vorsieht und man daher diese Verrenkungen auch braucht, denn irgendwie soll man ja doch auch Geld verdienen. Ich habe auch noch von keiner sinnvollen Alternative gehört, eine Generalabgabe für Musik oder Software will ich auf keinen Fall. Weder die Einnahme noch die Verteilung des Geldes kann die Realität vernünftig widerspiegeln oder so wie Konsumenscheidungen beeinflussen. Normalerweise geht man in der Wirtschaft von zumindest halbwegs rationalen Entscheidungen aus, d.h. den Ausgaben für den Kopierschutz musst du die ohne Kopierschutz entgangenen Kopien entgegenstellen. Hier kann man auch auf Gegenbeispiele verweisen - vielleicht ist die Grundidee der ganzen Aktionen aber auch einfach, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Wer weiß, wie es ohne Diskussion darüber weitergegangen wäre, wenn es nie Kopierschutzmaßnahmen gegeben hätte?


    viele entwickler quelloffener software arbeiten für namhafte unternehmen. viele unternehmen stellen hauptsächlich quelloffene software her. und die leute sind nur solange irgendwelche dahergelaufenen, vertrauensunwürdigen hobbyprogrammierer aus dem internet, so lange du dich nicht hingesetzt und über sie informiert hast.
    [...]
    schau dir bitte mal die qualität von vielen freien programmen an. die ist doch tausendmal höher als das, womit dich große firmen täglich verarschen. ich stimme zu, dass der funktionsumfang oft vor allem bei jungen projekten zu wünschen übrig lässt, aber dass da ein haufen hobbyprogrammierer unkoordiniert mist produziert ist einfach nicht wahr.


    Ich sag ja nicht, dass es keine guten freien Programme gibt. Aber sie sind nicht die Lösung für alles. Ja, es sind nicht nur ein paar Hobbyprogrammierer, die sonst was anders machen, und ja, es gibt auch Firmen, die freie/offene Software produzieren. Zu letzteren: Ihr Geschäftsmodell gefällt mir nicht. Bezahlt werden sollte meiner Meinung nach für das Produkt bzw. für seine Nutzung, nicht (bzw. nicht ausschließlich) für irgendwelche Haftungssachen oder eine Hotline. Dass die Leute von Oracle bei irgendwelchen Projekten mithelfen und dort die kompatibilität zu Oracle zu verbessern, liegt ja nicht zuletzt im Interesse von Oracle, weil es ihren eigenen Service verbessert. Das würde sich aber schlagartig ändern, wenn sie ihr Zeug als freie Software im Sinne Stallmans deklarieren. Dann braucht nämlich nur ein einzelner sich die Software kaufen und dann den Sourcecode gratis an seinen "Nachbarn" weitergeben und so weiter und so fort. Wo kommt dann noch das Geld für die Leute her, die daran gearbeitet haben?

    Das heißt aber auch, dass die Firma das Produkt sofort fallen lassen wird, falls es keinen Profit bringt. Bei 100 Freiwilligen ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle gleichzeitig "Mich freut's nicht mehr" sagen, viel geringer.


    Es ist aber auch die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass es ein Projekt gibt, das keinen Gewinn bringen würde und das 100 Freiwillige hat, von denen alle gleich wichtig sind.

    Nein, aber Microsoft würde sofort 1000 Leute übers Ohr hauen, wenn es daraus einen Profit schlagen kann. Wie jede gewinnorientierte Firma eben.


    Das kommt drauf an, wie du "übers Ohr hauen" definierst. Betrug und ähnliches ist nämlich verboten und wird auch dementsprechend geahndet.

    Also für dich ist eine Firma, über die du nichts weißt, die über Leichen gehen würde, um mehr Profit zu machen, vertrauenswürdiger [...]



    Dazu sag ich nur:

    Verschwörungstheorien ahoi...


    Das heißt - wie oben gesagt - dass du ziemlich blöd dastehst, wenn deine Fernbedienung kaputt ist und Microsoft sie nicht mehr supportet oder verkauft, weil die Produktlinie nicht profitabel war.


    Das ist zumindest bei allen materiellen Produkten so.

    Sowas findet man aber nur durch Zufall heraus.


    Liest du dir den Sourcecode jedes Programms, um sicherzugehen, dass es nicht unerlaubt Daten sendest?

    Außerdem: was war mit den "DDR-Büchern" in der Wikipedia und was ist an DDR-Büchern so schlecht? Einer Lenin-Biographie aus der DDR würde ich natürlich nicht trauen, einem mathematischen Buch aber sehr wohl.


    Das findet man sogar in der Wikipedia:

    Zitat von Wikipedia

    Der größte bekannte Fall einer Urheberrechtsverletzung wurde im November 2005 von Mitarbeitern der deutschsprachigen Wikipedia entdeckt. Ein anonymer Autor hatte zwei Jahre lang Beiträge aus Büchern kopiert. Es handelte sich dabei vorwiegend um alte DDR-Lexika; besonders die Abteilungen Philosophie, Wirtschaft und Geschichte waren davon betroffen. Über 1000 Artikel wurden zuerst unter Quarantäne gestellt und viele davon gelöscht, nachdem sie sich als direkte Kopien herausgestellt hatten.



    Hä?


    Wenn eine Systemschnittstelle in einer großen Linux-Distribution geändert wird und ich entwickle noch für die alte Version, dann wird mein Produkt wohl bei vielen Leuten nicht laufen.


    Die Firma "Apple" ist dir schon bekannt?


    Ja. Nur bei Apple kauf ich das ja praktisch mit. Dafür schleppen sie weniger "Altlasten" mit sich rum.


    Wieso? Woher soll der Entwickler in jedem Fall wissen, in welchen Repositories sich ein Paket mit seiner Software darin befindet?


    Das heißt also, ich muss hoffen, dass das Paket zufällig in meinem Repository drinnen ist oder alle, die es gibt, durchsuchen?

  • Aber dass alle Software frei ist, so wie Herr Stallman sich das vorstellt, halte ich für wenig Sinnvoll - weil zum Broterwerb bleibt für den Informatiker dann halt noch überspitzt gesagt das Admin-sein.


    Das ist so überspitzt, daß es falsch ist.

    Aber viel wichtiger: Auch für Informatiker gibt es kein Menschenrecht auf den Arbeitsplatz der Wahl, das ist mit Kapitalismus (bzw. [öko]sozialer Marktwirtschaft, whatever) nicht vereinbar. Du willst unbedingt Geld für die Entwicklung einer Software, die jemand anderer schon gratis entwickelt hat und frei verbreiten lässt? Tough luck.

    Zitat

    Ja, es sind nicht nur ein paar Hobbyprogrammierer, die sonst was anders machen, und ja, es gibt auch Firmen, die freie/offene Software produzieren. Zu letzteren: Ihr Geschäftsmodell gefällt mir nicht. Bezahlt werden sollte meiner Meinung nach für das Produkt bzw. für seine Nutzung, nicht (bzw. nicht ausschließlich) für irgendwelche Haftungssachen oder eine Hotline. [...] Dann braucht nämlich nur ein einzelner sich die Software kaufen und dann den Sourcecode gratis an seinen "Nachbarn" weitergeben und so weiter und so fort.


    Es wird sich wohl auch eine gewisse Menge Geld mit Auftragsarbeiten verdienen lassen. Ich denke, ein Kunde, der dir den Aufwand eines Jahres abgegolten hat, wird oft was besseres zu tun haben, als seinen dadurch erworbenen Wettbewerbsvorteil gleich gratis an seine Konkurrenten weiterzugeben. Und wenn nicht: Deine Arbeit ist ja trotzdem bezahlt. Klar, es wäre bequemer, wenn ohne zusätzliche Arbeit mehr und mehr Geld reinfließt.

    Naja, ich sehe die Sache pragmatisch und finanziell: Ich freu mich, daß ich so viel so gute Software gratis kriege. Windows und Office könnte ich mir als TU-Student noch billig kaufen, dann aber ein Leben lang nicht mehr. Und für die vielen Compiler für viele obskure Programmiersprachen, die ich ab und zu verwende, würde ich nicht gern Hunderte von Euro bezahlen müssen.

    *plantsch*

  • Aber viel wichtiger: Auch für Informatiker gibt es kein Menschenrecht auf den Arbeitsplatz der Wahl, das ist mit Kapitalismus (bzw. [öko]sozialer Marktwirtschaft, whatever) nicht vereinbar. Du willst unbedingt Geld für die Entwicklung einer Software, die jemand anderer schon gratis entwickelt hat und frei verbreiten lässt? Tough luck.


    Das stimmt schon. Ich verwehre mich nur gegen die Behauptung, dass alles frei sein soll, und jemand, der seinen Code nicht freigibt, böse ist. Und ich bin eben wie gesagt der Meinung, dass es einen gewissen Prozentsatz von proprietärer Software geben _muss_, um auch den Rest zu erhalten/finanzieren. Würden die, die unsere Software erstellen, das nämlich nur in ihrer Freizeit machen, hätten sie wohl weniger Übung, als wenn sie sich auch im Beruf damit beschäftigen.

    Und wenn nicht: Deine Arbeit ist ja trotzdem bezahlt. Klar, es wäre bequemer, wenn ohne zusätzliche Arbeit mehr und mehr Geld reinfließt.


    Weil nämlich die Entwicklung von Office oder Oracle SQL-Server genau den Betrag kostet, den _ein_ Kunde bezahlt...

  • Das stimmt schon. Ich verwehre mich nur gegen die Behauptung, dass alles frei sein soll, und jemand, der seinen Code nicht freigibt, böse ist.


    Hat doch niemand hier behauptet. Ich verwende z.B. ganz gerne Opera obwohl es proprietär ist.


    Zitat

    Würden die, die unsere Software erstellen, das nämlich nur in ihrer Freizeit machen, hätten sie wohl weniger Übung, als wenn sie sich auch im Beruf damit beschäftigen.


    Du kannst dich wohl einfach nicht von der Vorstellung lösen, dass Open Source Entwickler irgendwelche Leute mit langen Bärten sind die im Keller herum sitzen. Ich habe ja bereits oben aufgezählt: Red Hat, Sun, Novell, Mozilla, IBM,....

    Zitat

    Weil nämlich die Entwicklung von Office oder Oracle SQL-Server genau den Betrag kostet, den _ein_ Kunde bezahlt...


    Das hat er auch nicht gemeint und das weißt du.

    Aus 100% Apfelsaftkonzentrat. Kann Spuren von Nüssen enthalten.


  • da gabs eine entsprechende Gratis-Hotline von Microsoft und innerhalb von 2 Minuten war das freundlich und zufriedenstellend erledigt.

    Selbstverständlich gibt es bei kommerzieller Software guten und schlechten Support. Es gibt aber deutliche Grenzen, die du als Anbieter von kommerzieller Software nicht übertreten kannst.

    Du hast zum Beispiel keinen direkten Zugang zu den Leuten, die die Software entwickelt haben. Du kannst dich an den Support wenden, aber zu einem Modul den richtigen Entwickler finden und mit ihm in Kontakt treten ist fast unmöglich.

    Ein anderes Problem ist, das du nur an einer Stelle Support bekomme kannst, nämlich vom Anbieter der kommerziellen Software. Wenn Dein Geschirrspüler kaputt geht, dann kannst du dir den Klempner mit dem besten Preis<>Leistungsverhältnis suchen, damit er das Gerät wieder zum Laufen bringt. Bei freier Software geht das auch.

    Es ist auch für ein kommerzielles Unternehmen unmöglich, ehrliche Antworten zu geben. Du kannst so was wie "Wir haben keine Ahnung wie das geht" oder "sorry, da haben wir scheiße gebaut" niemals von einem Microsoft Mitarbeiter hören, weil das einfach nicht wirtschaftlich ist wenn man das macht. Selbst dann, wenn es der Wahrheit entspricht.

    Wenn Steve Ballmer und Steve Jobs in der Öffentlichkeit auftreten, dann müssen sie _immer_ ans verkaufen denken. Du kannst Steve Jobs nicht etwas fragen und eine ehrliche Antwort erwarten. Genau wie Du vom Microsoft Support keine ehrliche Antwort erhalten kannst.

    Wenn man bei iTunes Album cover zu seiner Musik herunterladen will, dann muss man dafuer seine Kreditkartennummer eingeben. Aus kommerzieller Sicht ist das logisch, weil Apple ueber den Verleih von Musik ueber iTunes Geld verdient. Aber aus technischer Sicht ist das komplett unnötig. Als das Feature beworben wurde, hat Apple sich nicht viel Mühe gegeben, mir das mitzuteilen.

    Bin ich etwa der einzige der sich heute noch beleidigt fühlt, wenn mich jemand anlügt? "Führende Zahnärzte empfehlen Colgate", "Wir haben eine vollkommen neue Art entwickelt, am Desktop zu navigieren"?
    Solch eine verlogene Scheiße gibt es bei freier Software nicht. Du kannst dort ebenso kommerzielles Interesse finden, sowie einzelne Menschen finden, die ein verzerrtes Weltbild haben. Aber der Status und die Pläne in einem FLOSS Projekt sind für jeden einsehbar.



    Das Problem daran, den Sourcecode offen zu legen und frei zu geben, ist natürlich, dass man eventuell seine Einnahmequelle verliert. Wenn man ein entsprechendes Geschäftsmodell hat, dann verstehe ich durchaus, dass man den nicht hergeben möchte.

    Selbstverständlich wird Software nur dann kommerziell unter einer open source Lizenz veroeffentlicht, wenn das Geschäftsmodell danach ausgerichtet ist. Umgekehrt wird ja Sourcecode auch nur dann proprietär gehalten, wenn man vorhat, das Produkt zu verkaufen.



    Microsoft hat auf jeden Fall eine ganze Menge offener Schnittstellen,...

    Ja, nach 10 Jahren Gerichtsverhandlung hat Microsoft einige offene Schnittstellen. Dagegen gekämpft wird aber nach wie vor, z.b. wie derzeit mit dem OOXML Office Standard.


    Zu selbst Teile auswählen: Für mich ist das Gesamtpaket, das ich von Microsoft bekomme, einfach besser als alle möglichen Kombinationen von Linux-Teilen

    ...

    Bin auch eher der grafische Typ und verstehe nicht, warum man in einer grafischen Oberfläche ein Kommandozeilenprogramm aufmacht, um einen Pfad einzugeben und am Schluss eine Datei (wieder für ein grafisches Programm, z.b. PDF) zu öffnen, anstatt mich im Explorer durchzuklicken. Aber gut. Selbst wenn, über Cygwin krieg ich auch eine Linux-mäßige Konsole.

    Ich finde das wird jetzt wieder offtopic: Ob du Linux oder Windows lieber magst, hat doch jetzt mal nur bedingt was mit freier oder proprietärer Software zu tun. Zum Beispiel gibt es unter Unix auch einen starken Hang zu Terminalsoftware, und das ist proprietäre Software. Und Firefox bildet für den Benutzer ein sauberes Gesamtpaket, und Firefox ist freie Software. Google oder Amazon Produkte werden mit Open Source gebaut, genau wie dieses Forum, und die Qualität ist hervorragend. Überhaupt ist der Großteil des Web durch freie Software und offene Standards realisiert. Und das Web ist großartig. ;)

    Java ist derzeit vermutlich die größte kommerziell genutzte Softwareplattform überhaupt, und Java ist freie Software. Sogar noch bevor Java unter GPL war, hat es praktisch keine auf Java basierende Software gegeben, die ohne open source gelaufen ist.

    Zitat von Paulchen

    Ich finde die Dokumentation der Java-Klassenbibliothek ausgezeichnet und komm mit der .NET-Dokumentation nicht wirklich klar.

    +1 . Die .NET Doku ist ganz ok, wenn man sich daran gewoehnt hat. Aber Java ist zweifellos eines der best dokumentierten Softwareprojekte die ich kenne.

    Das stimmt schon. Ich verwehre mich nur gegen die Behauptung, dass alles frei sein soll, und jemand, der seinen Code nicht freigibt, böse ist.

    Hmm ich geb zu das ich (noch) nicht bis ganz nach unten gelesen habe, aber das ist doch auch eine sehr extreme Ansicht. Hat das hier wer behauptet?

    Freie Software ist vor allem bei Softwareplattformen sinnvoll und wichtig. Also Software die von anderer (möglicherweise kommerzieller) Software benötigt wird, um zu laufen. Es ist kein Zufall, das sich FLOSS genau in diesem Bereich großflächig durchgesetzt hat.


    Es finden auch viele die Grundgedanken des Sozialismus toll.

    Freie Software und Sozialismus haben nicht viel gemeinsam. Open Source ist die Übertragung von offenen Standards auf Software. Also eine Notwendigkeit für freien Wettbewerb, welcher das Herzstück des Kapitalismus ist.

    lg, Benjamin Ferrari, bookworm.at

    7 Mal editiert, zuletzt von a9bejo (22. Dezember 2008 um 15:00)

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