verstehe ich vollkommen, ich bin bin mir nur nicht sicher ob dieser wunsch nicht schlicht zu naiv ist. du brauchst ja nur einen kleinen historischen rueckblick starten, dann wirst du einige beispiele finden wo firmen _anfangs_ auf (offene) standards gesetzt haben und ab einem kritischen punkt der marktbeherrschung haben sie dann immer die proprieteritaets-karte ausgespielt. weil wir hier im mac-forum sind erwaehne ich halt noch mal die DAAP vergewaltigung von apple in itunes 7.
DAAP war aber ja auch kein etablierter, offener Standard, sondern ein von Apple ins Leben gerufenes Protokoll, das noch nicht einmal eine fertige Spezifikation hatte. Bitte berichtige mich wenn ich da falsch liege, ich hab das Protokoll gerade erst ueber Google und Wikipedia kennengelernt.
Wenn ein Standard erst einmal etabliert ist, dass heisst wenn es von namenswerten Gremien als Standard akzeptiert wurde, und es mehrere, vollstaendige Implementierungen gibt, dann hast Du eine ziemlich solide Basis, mit der Benutzer und Entwickler ziemlich sicher arbeiten koennen.
Ueberleg mal wie realistisch es heute ist, das ein Unternehmen TCP oder HTTP oder XML untergraebt. Dafuer brauchtest Du ersteinmal ein (fast) absolutes Monopol, und dann haengt dir sofort das Kartellrecht im Nacken. Nicht einmal Microsoft oder IBM haben hier grosse Erfolge vorzuweisen.
Zitat
somit habe ich an einem gewissen punkt entschieden, dass sich kommerzielle interessen und offene schnittstellen sehr schwer vereinbaren lassen
Da muss ich dir wiedersprechen. Kommerzielle Interessen sind eine der wichtigsten Kraefte hinter offenen Schnittstellen. Tatsaechlich werden die meisten solcher Schnittstellen ja von Unternehmen mit kommerziellen Interessen entworfen und gefoerdert und implementiert. ODF z.B. wird von SUN, IBM oder Google aus rein kommerziellen Gruenden sehr stark unterstuetzt. Ich weiss natuerlich das Du es anders herum im Sinn hast: Aber das ein Unternehmen einen offenen Standard unterwandert, dass ist eine Strategie, die allein den wenigen, marktbeherrschenden Parteien ueberlassen bleibt. Der Grossteil der Wirtschaft profitiert ja von offenen Schnittstellen.
Die freie Marktwirtschaft ist ja gar nicht so uebel. Es gibt halt den Kartellrecht-Bug (Wirtschaftliche Macht => Einfluss auf Politik). Aber wer weiss schon besser als wir Informatiker, das es keine bugfreien Systeme geben kann. Dafuer wissen wir aber auch, das man alle heiligen Zeiten auch mal einen restart macht.
Zitatund fuer mich den schluss gezogen, dass proprietaere software einfach abzulehnen ist. und ja, man findet sicher auch loebliche ausnahmen, aber zu einem groszteil steht man sowohl als benutzer als auch als entwickler vor verschlossenen tueren.
Ich fuerchte aber das Du mit dieser Ablehnung nie erfolgreich sein wirst. Ich arbeite seit jahren mit open source begeisterten Unternehmen zusammen, aber bezahlt wurde ich die meiste Zeit fuer die Arbeit an properitaeren Produkten. Du benutzt ja auch taeglich properitaere Software, wie z.B. google.com, amazon.de, oder die Software die beim Supermarkteinkauf deine Kreditkarte belastet.
Jedes Unternehmen hinter solcher Software koennte Dir wohl eines Tages ans Bein pinkeln. Aber solange die Schnittstellen standardisiert sind, bleibt der Markt auch offen.