Das Libertäre Manifest

NetzUnity und Informatik-forum wurden zusammengelegt. Eine entsprechende Ankündigung wird demnächst noch folgen. Für 2025 ist hier einiges geplant! Bei Fragen bitte per DM an Maximilian Rupp wenden.
  • Ich schreibe gerade an einem Text, den ich "Das Libertäre Manifest" genannt habe (Arbeitstitel). Darin beschreibe ich meine eigene politische Philosophie. Kommentare sind gern gesehen (aber bitte nicht "tl;dr").

    Das Libertäre Manifest

    Einleitung

    Das Leben des Menschen ist zu einem großen Teil von der Befriedigung von Grundbedürfnissen bestimmt, wie dem Bedürfnis nach Nahrung, nach Schlaf, nach einem Dach über dem Kopf oder nach einem Partner beziehungsweise einer Partnerin. Die verschiedenen Formen des Zusammenlebens von Menschen, die sich im Verlauf der Jahrtausende entwickelt haben, basieren allesamt darauf, den Angehörigen der jeweiligen Verbände ein gutes Leben zu ermöglichen, in dem diese Grundbedürfnisse gesichert werden. Erst durch die Sicherung der Grundbedürfnisse entstehen in den Menschen sekundäre Bedürfnisse, wie das Bedürfnis nach gesellschaftlicher Anerkennung, nach deren Befriedigung er dann ebenfalls strebt. Ohne Sicherung der Grundbedürfnisse aber gibt es gar kein Streben nach Befriedigung sekundärer Bedürfnisse.

    Das Leben des Menschen ist aus diesem Grund zu einem großen Teil durch ökonomische Zwänge bestimmt. Freiheit ist die Abwesenheit von ökonomischen Zwängen. Ein Mensch kann nur dann wirklich frei sein, wenn er sein Leben gestalten kann, ohne auf ökonomische Zwänge, nach denen er sich richten muss, Rücksicht nehmen zu müssen.

    Der grundlegendste Verband von Menschen ist die Familie; sie besteht im Normalfall aus einer Mutter, einem Vater und einem oder mehreren Kindern. Es ist klar: Die Eltern sind dafür verantwortlich, die Grundbedürfnisse ihrer Kinder zu sichern. Aber wie sichern sie ihre eigenen Grundbedürfnisse? In der Steinzeit waren die Menschen Jäger und Sammler; später betrieben sie Ackerbau und Viehzucht. Mit der Zeit zeigte es sich, dass Menschen unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Die Einen spezialisierten sich auf den Anbau von Getreide, die Anderen auf die Zucht von Rindvieh; und ihre Erzeugnisse tauschten sie gegenseitig aus. So entstand das, was man Tauschwirtschaft nennt. Die Menschen produzierten Erzeugnisse nicht mehr nur für den Eigenbedarf (das nennt man Subsistenzwirtschaft), sondern auch für Andere. Schließlich kam man auf die Idee, ein universelles Zahlungsmittel, eine Währung, zu definieren, das es ermöglichte, die Tauschgeschäfte indirekt abzuwickeln. Anstatt Produkt gegen Produkt zu tauschen, tauschte man nun Produkt gegen Geld, um zu einem späteren Zeitpunkt wiederum Geld gegen Produkt tauschen zu können.

    Im Laufe der Geschichte erwuchsen Ungleichheiten zwischen den Menschen. Manche verfügten über Besitz, andere nicht. Letztere bezeichnete man zu einem späteren Zeitpunkt als Proletarier. Die Proletarier hatten ein hartes Los, weil sie ihren Lebensunterhalt durch Lohnarbeit verdienen mussten. Sie waren also von anderen Menschen, von Besitzenden, voll und ganz abhängig. Es gab immer wieder Philosophen, die überlegten, wie man das Los dieser Besitzlosen verbessern könnte. Einer der bekanntesten und einflussreichsten Philosophen dieser Art war sicherlich Karl Marx, aber es gab auch andere. Karl Marx war in seinen Ansichten sehr radikal. Er glaubte, das Problem der Proletarier lösen zu können, indem er das Privateigentum an Produktionsmitteln abschaffte, also jeden Besitz verstaatlichte, mit dem Güter erzeugt werden konnten. Dadurch wurden effektiv alle Menschen zu Besitzlosen, also zu Proletariern. Im Marx'schen Sozialismus gäbe es keine Unterschiede mehr zwischen den Menschen; alle müssten regelmäßig einer Arbeit nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Im Prinzip ist der Marxismus aus diesem Grund meiner Meinung nach eine perverse Ideologie: Denn anstatt das Leben der Menschen, denen es schlecht ging, zu verbessern, strebte Marx die Gleichheit der Menschen an, indem er das Leben der Menschen, denen es gut ging, verschlechterte. Mir geht es genau um das Gegenteil: Ich möchte das Leben aller Menschen verbessern.

    Die Marx'schen Lehren wurden in Osteuropa umgesetzt, und wenn man sich mit Menschen unterhält, die in diesen Systemen gelebt haben, dann wird man von den meisten hören, dass sie sehr froh darüber sind, dass man nach 1989 in diesen Ländern vom Marxismus als Staatsideologie abging. Marxismus ist also keinesfalls erstrebenswert.

    Der Begriff der Freiheit

    Wie eingangs kurz erwähnt, betrachte ich Freiheit als die Möglichkeit, sein Leben unabhängig von Zwängen, vor allem von ökonomischen Zwängen, zu gestalten. Von Natur aus halte ich den Menschen für ein nach Freiheit strebendes Lebewesen. Im übrigen zeigt sich auch am Marx'schen Begriff der Freiheit, wie pervers der Marxismus ist: Denn Marx definierte Freiheit genau anders herum, nämlich als die Einsicht in eine Notwendigkeit. Echte Freiheit, wie sie mir vorschwebt, ist im Marxismus nicht vorgesehen.

    Damit ein Mensch sein Leben frei, also unabhängig von Zwängen, vor allem von ökonomischen Zwängen, gestalten kann, muss die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse gesichert sein. Es gibt Menschen, die es sich leisten können, frei zu leben: Wenn sie sehr wohlhabend sind, so dass ihre Ersparnisse reichen, um über einen längeren Zeitraum Nahrung und übrige essenzielle Dinge erwerben zu können, ohne einer Arbeit nachzugehen, dann sind sie im Prinzip frei. Allerdings mit einer Einschränkung: Diese Menschen sind von anderen Menschen, die einer Berufstätigkeit nachgehen, abhängig. Würde jeder zu arbeiten aufhören, so würde das System nicht funktionieren.

    Im Prinzip ist es jedenfalls möglich, Wohlstand anzuhäufen, um irgendwann ein Leben frei von ökonomischen Zwängen führen zu können. Dazu muss es aber erlaubt sein, Privatbesitz zu akkumulieren. In einem sozialistischen System Marx'scher Prägung wäre dies nicht möglich oder zumindest nicht legal.

    Da im Kapitalismus westlicher Prägung das Anhäufen von Privateigentum erlaubt ist, kann man hierzulande also sein Leben über einen gewissen (in der Regel relativ langen) Zeitraum so gestalten, dass man arbeitet, um Besitz zu erwerben, von dem man irgendwann (in der Regel erst in recht hohem Alter) frei von ökonomischen Zwängen leben kann.

    Was im derzeitigen System freilich nicht möglich ist, ist, sein Leben von Anfang an frei von ökonomischen Zwängen zu gestalten. Es sei denn, man stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie, so dass man es sich leisten kann, von Anfang an zu leben, ohne auf ökonomische Zwänge Rücksicht zu nehmen. Dies ist aber nur relativ wenigen Privilegierten möglich.

    Es gibt jedoch verschiedene Lösungsvorschläge, wie man auch finanziell schlechter gestellten Kreisen ein sorgenfreies Leben ermöglichen könnte. Milton Friedman, der bekannteste Ökonom der Chicagoer Schule, hat beispielsweise etwas vorgeschlagen, das von diversen politischen Parteien unter Begriffen wie Grundsicherung oder Bedingungsloses Grundeinkommen propagiert wird. Die Idee ist einfach, dass der Staat nach wie vor Steuern eintreibt, aber einen Teil dieser Steuern an alle Bürger - also auch an die, die gar keine Steuern zahlen - zurückgibt. Dadurch hätte dann jeder Bürger ein regelmäßiges Einkommen, mit dem er seine Grundbedürfnisse befriedigen könnte, unabhängig davon, ob er einer Arbeit nachginge.

    Auch dieses System setzte aber voraus, dass manche (eher: viele) Menschen nach wie vor einer Berufstätigkeit nachgingen, denn sonst wäre dieses System nicht finanzierbar.

    Dazu ist zu sagen, dass es keineswegs das Ideal jedes Menschen ist, Arbeit möglichst zu vermeiden. Es gibt Menschen, die gerne arbeiten - vielleicht gar nicht so wenige. Es kommt in erster Linie darauf an, ob der Beruf zu der jeweiligen Persönlichkeit passt. Deswegen ist es wichtig, dass es Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten gibt: damit sich möglichst für jeden Beruf, der gebraucht wird, jemand findet, der diesen Beruf gern ausübt. Wenn jemand von seiner Persönlichkeit her eine bestimmte Tätigkeit gerne ausübt, sie ihm Spaß macht, dann empfindet er insgesamt weniger Arbeitsleid als jemand, der ständig einer seinem Wesen fremder Tätigkeit nachgehen muss.

    Es ist davon auszugehen, dass die meisten Menschen irgendeine Tätigkeit finden würden, die ihnen Freude bereitete, und der Zustand, dass sie nur vom Grundeinkommen lebten, nur zeitlich begrenzt wäre.

    Der Begriff der Arbeit

    Was ist überhaupt Arbeit? Es gibt verschiedene Definitionen von Arbeit; beginnen wir mit Marx: Marx definierte Arbeit als eine "gesellschaftlich anerkannte Tätigkeit". Das bedeutet erstens, dass Arbeit eine Tätigkeit ist; zweitens, dass sie gesellschaftlich anerkannt werden muss. Aber was heißt gesellschaftliche Anerkennung? Das ist im Grunde genommen ein recht vager Begriff; in der Realität sieht es wohl so aus, dass all das, womit man Geld verdienen kann, als gesellschaftlich anerkannt zu betrachten ist und alles andere als gesellschaftlich nicht anerkannt.

    In der Physik wird Arbeit als das Produkt von Kraft und Weg definiert, wobei Kraft wiederum das Produkt von Masse und Beschleunigung ist; physikalische Arbeit hat also damit zu tun, dass man einen Gegenstand, der eine gewisse Masse hat, in Bewegung versetzt (ihn beschleunigt), und je weiter man ihn bewegt, je größer der Weg, desto mehr Arbeit hat man geleistet. Dieser physikalische Begriff der Arbeit beschreibt an sich manche Berufe recht gut, möglicherweise sogar alle Berufe; denn auch bei intellektuellen Berufen, beim Denken, wird physikalische Arbeit verrichtet. Selbst Marx betrachtete das Denken als eine Form der Bewegung (sogar als die höchste Form der Bewegung). Aber: Physikalische Arbeit impliziert nicht gesellschaftliche Anerkennung.

    Meiner Meinung nach ist in diesem Zusammenhang doch die Frage zu stellen, ob eine Tätigkeit, die gesellschaftlich nicht anerkannt ist, nicht doch als Arbeit zu betrachten sei. Ich persönlich erachte es als unfair, eine mitunter anstrengende Tätigkeit nicht als Arbeit zu betrachten, nur weil man mit dieser Tätigkeit kein Geld verdient (sie also nicht aus ökonomischen Motiven betrieben wird).

    Der Begriff der Leistung

    In der Physik wird Leistung als Quotient aus Arbeit geteilt durch Zeit definiert. Das bedeutet: Je mehr Arbeit verrichtet wird, desto höher die Leistung. Aber auch: Wenn zwei Personen gleich viel Arbeit verrichten, dann hat die Person, die weniger Zeit dafür gebraucht hat, mehr Leistung erbracht.

    Im täglichen Leben wird oft Leistung als ein wichtiges gesellschaftliches Prinzip hochgehalten. Dabei ist Leistung aber nicht unbedingt im physikalischen Sinne gemeint. Eher ist gemeint, dass man grundsätzlich die Einstellung haben sollte, Arbeit verrichten zu wollen. Honoriert wird keineswegs, wenn jemand gleich viel Arbeit leistet, aber dafür kürzer braucht. Von solchen Menschen - man könnte sie begabt nennen - wird eher erwartet, dass sie die gewonnene Zeit nutzen, um noch mehr Arbeit zu verrichten.

    Die "Leistungsgesellschaft" ist ein geflügeltes Wort. Meiner Meinung nach zeugt es aber eher von Unreife, wenn ein Mensch sich in erster Linie durch die erbrachten Leistungen definiert. Es gibt im Leben viel mehr als nur Arbeit. Menschen sind nicht deswegen interessant, weil sie arbeiten, sondern aufgrund ihrer Persönlichkeiten und Kenntnisse - das sind Merkmale, die zwar auch beim Geldverdienen eine Rolle spielen können, die aber nicht nur wegen der ökonomischen Aspekte interessant sind. Dementsprechend bin ich der Meinung, dass sich die Gesellschaft in die Richtung weiterentwickeln sollte, dass Menschen nicht nur aufgrund ihrer Leistungen geschätzt werden, sondern auch aufgrund ihres Charakters und anderer Dinge.

    Autoritäre Strukturen

    Ökonomisch gesehen, betrachten Menschen in erster Linie nach der Nützlichkeit. Die Hauptfrage lautet: Was habe ich von meinem Mitmensch? Was kann er mir bringen? Das spielt auch in den privaten Bereich hinein. Aber in erster Linie ist das Nützlichkeitsprinzip ein ökonomisches. Der Unternehmer entscheidet, welche Mitarbeiter er einstellt, aufgrund ihres Potenzials, dass sie seinen Zwecken dienen könnten. Wie gesagt, ist die potenziell erbrachte Leistung nicht alles, was einen Menschen ausmacht; in der Arbeitswelt ist sie aber das hauptsächliche Kriterium bei der Auswahl von Mitarbeitern.

    Aufgrund der Verschiedenheit der Interessen der Menschen haben sich im Laufe der Zeit autoritäre Strukturen ausgebildet. Ein Mitarbeiter muss ja nicht unbedingt die Interessen seiner Vorgesetzten teilen. Aber im Betrieb wird von ihm in erster Linie erwartet, diesen Interessen zu dienen. Vorgesetzte haben daher verschiedene Mechanismen entwickelt, ihre Untergebenen zu zwingen, sich so zu verhalten, wie es ihren eigenen Interessen entspricht. Unternehmen, die so aufgebaut sind, sind autoritär strukturiert. Im Prinzip ist jedes Unternehmen autoritär strukturiert; Mitarbeiter werden schließlich nicht bezahlt dafür, dass sie ihren Privatinteressen nachgehen. Problematisch ist nur, wenn das Autoritätsprinzip auch in Bereiche hineinspielt, in denen es keine Rolle spielt, etwa in das Privatleben. Auch in der Familie herrschen oftmals autoritäre Strukturen. Besonders in traditionellen Familien gab es oft ein Familienoberhaupt, das den anderen Familienmitgliedern selbst in ihrer Freizeit glaubte sagen zu dürfen, wo es langging.

    Meiner Meinung nach sind autoritäre Strukturen weitestgehend abzubauen. Autoritäres Gehabe ist nur dort zu gestatten, wo es wirklich notwendig ist; etwa um Mitarbeiter dazu zu bringen, den Interessen des Unternehmens zu dienen. In allen anderen Bereichen sollte autoritäres Verhalten nicht erlaubt sein.

    Im Idealfall sollten auch die Interessen der Mitarbeiter mit denen des Unternehmens weitgehend übereinstimmen oder zumindest sehr kompatibel sein; dann wird autoritäres Gehabe auch am Arbeitsplatz überflüssig.

    Autoritäre Strukturen und auch autoritäre Persönlichkeiten - solche, die besonders zu autoritärem Gehabe neigen, selbst wenn es rational nicht geboten ist - sind in meinen Augen ein Hauptübel der Menschheit. Sehr viele Probleme, wie Kriege oder Völkermorde, sind auf solche autoritäre Strukturen zurückzuführen. Man überlege sich einmal: Ohne autoritäre Strukturen gäbe es wahrscheinlich gar keine Kriege! Schließlich dient kaum ein Soldat freiwillig in der Armee, sondern die meisten werden zum Kriegsdienst gezwungen.

    Fortsetzung folgt.

  • Mir ist aufgefallen, dass dein Text Behauptungen ohne Beweis oder Quellen enthält. Ich habe aber nicht alles gelesen. Ich finde das für deinen Text zwar in Ordnung, aber es wäre trotzdem interessant, worauf deine Meinungen und Behauptungen basieren.

    Otto: Apes don't read philosophy. - Wanda: Yes they do, Otto, they just don't understand
    Beleidigungen sind Argumente jener, die über keine Argumente verfügen.
    «Signanz braucht keine Worte.» | «Signanz gibts nur im Traum.» 

    Das neue MTB-Projekt (PO, Wiki, Mitschriften, Ausarbeitungen, Folien, ...) ist online
    http://mtb-projekt.at

  • Ich fühle mich gerade ein wenig an das "Technokratische Manifest" zurückerinnert, das es vor Jahren mal in diesem Forum zu lesen gab. Vermutlich können sich die wenigsten noch daran erinnern.

    Ohne Sicherung der Grundbedürfnisse aber gibt es gar kein Streben nach Befriedigung sekundärer Bedürfnisse.

    Hier würde ich mir einen Hinweis darauf erwarten, dass das die Maslowsche Bedürfnispyramide ist.

    Der grundlegendste Verband von Menschen ist die Familie; sie besteht im Normalfall aus einer Mutter, einem Vater und einem oder mehreren Kindern.

    Hier stört mich die enge Auslegung des Begriffs "Familie". Solche Auslegungen werden gerne verwendet, um dann zu argumentieren, wieso eine Ehe aus Mann und Frau bestehen muss oder wieso Homosexuelle keine Kinder adoptieren dürfen. Daher würde ich eine solche Auslegung vermeiden.

    in der Realität sieht es wohl so aus, dass all das, womit man Geld verdienen kann, als gesellschaftlich anerkannt zu betrachten ist und alles andere als gesellschaftlich nicht anerkannt.

    Ehrenamtliche Tätigkeiten sind nicht gesellschaftlich anerkannt? Autsch.

    Hingegen sind Stronachs Berufskiller gesellschaftlich anerkannt? Nochmal autsch.

    In der Physik wird Arbeit als das Produkt von Kraft und Weg definiert

    Die Begriffserklärungsseite der deutschen Wikipedia unterscheidet zehn verschiedene Dinge, die alle mit "Arbeit" bezeichnet werden. Warum gehst du gerade auf physikalische Arbeit ein? Physikalische Arbeit finde ich (wie die später erwähnte physikalische Leistung) in diesem Zusammenhang völlig irrelevant.

    Es muss doch in der Literatur schon massenhaft Werke geben, die sich mit dem Begriff der Arbeit, wie du ihn meinst, befassen. Hast du dich damit auseinandergesetzt?

    Analoges gilt für die Begriffe "Leistung" und "Leistungsgesellschaft", wie auch für viele andere Dinge in deinem Manifest.

    Ein Mitarbeiter muss ja nicht unbedingt die Interessen seiner Vorgesetzten teilen. Aber im Betrieb wird von ihm in erster Linie erwartet, diesen Interessen zu dienen.

    Eher den Interessen des Unternehmens, oder?

    Dass ein Vorgesetzter ein (privates) Interesse am Golfspiel hat, kann einem Untergebenen ja egal sein. Oder dass der Vorgesetzter daran interessiert ist, in der Hierarchie des Unternehmens weiter aufzusteigen.

    Auch fehlt mir irgendwie, dass "autoritäres Gehabe", wie du es nennst, häufig notwendig ist, weil die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima in einem Unternehmen schlecht sind und die Arbeitnehmer daher nicht ausreichend motiviert sind, den Interessen des Unternehmens zu dienen.

    Schließlich dient kaum ein Soldat freiwillig in der Armee, sondern die meisten werden zum Kriegsdienst gezwungen.

    Du weißt schon, dass die USA, die an einer beträchtlichen Zahl an kriegerischen Angriffen beteiligt sind, ein Berufsheer haben?

    Natürlich muss man sagen, dass viele Soldaten in den USA vermutlich gezwungen waren, einzurücken, da sie ansonsten arbeitslos gewesen wären. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde in diesen Fällen Abhilfe schaffen.

    ... Marx ... Marxismus ...

    Du beziehst dich bei deinen Definitionen gern auf Marx, lehnst aber Marxismus (und Kommunismus im Allgemeinen, vermute ich) kategorisch ab. Während Letzteres in meinen Augen auch recht viel über dein Weltbild aussagt, muss ich mich fragen: Gibt es außer Marx so wenige Philosophen/Ökonomen/Gesellschaftstheoretiker, deren Werke geeignet sind, um in deinem Manifest referenziert zu werden?

    Ich schließe mich meinem Vorposter Wings-of-Glory an, der fordert, dass du näher ausführst, wie du zu deinen Meinungen und Behauptungen kommst.

    Ich habe den Eindruck, du begehst mit deinem Manifest wieder denselben Fehler wie bei deinem Beweis bezüglich des P-NP-Problems (leider hast du das PDF von deinem Webspace entfernt). Du hast ein paar Artikel gelesen, hast daraus ein paar Ideen gewonnen und schreibst etwas, von dem du denkst, dass es (wegen deines hohen IQ?) etwas völlig Neuartiges und Bahnbrechendes sein müsse. Ich finde aber, dass weit umfangreichere Recherche notwendig ist, sowohl um einen Beweis des P-NP-Problems anzugehen als auch um politische Manifeste zu verfassen.

  • Vielen Dank für eure Kommentare, speziell für dein ausführliches Feedback, Paulchen.

    Quellenangaben fehlen, weil der Artikel nicht als wissenschaftliches Paper konzipiert war, eher als Prosa mit meinen ganz persönlichen Gedanken.

    Mag sein, dass die Überschrift "Das Libertäre Manifest" ein bisschen hochtrabend ist, weil sie den Eindruck erweckt, ich würde mich in eine Reihe mit großen Philosophen stellen wollen.

    Ich könnte den Artikel natürlich mit Quellenangaben versehen und daraus etwas basteln, das den Eindruck erweckt, wissenschaftlich zu sein - nur ist das nicht unbedingt meine Intention. Es geht in erster Linie um meine eigenen Gedanken zur politischen Philosophie.

    So gesehen: Mag sein, dass ich nicht ein "großer Philosoph" vom Format der Autoren anderer "Manifeste" bin; andererseits kenne ich kaum Leute in meinem Alter, die sich in gleichem Ausmaß eigene Gedanken über diese Thematik gemacht haben.

    Natürlich mag es Ältere geben, die sich noch wesentlich mehr Gedanken gemacht haben und zudem auch über mehr Lebenserfahrung verfügen und dadurch vielleicht ein realistischeres Weltbild gewonnen haben. Ich bin der Meinung, dass mein Text in erster Linie das darstellen sollte, was er ist, nämlich das Weltbild eines fast 30-jährigen Wiener Akademikers, der sich gerne Gedanken zu weltanschaulichen Problemen macht. Ich erhebe keinen anderen Anspruch. Ob das, was ich da schreibe, jemanden interessiert, ist seine Sache. Ich persönlich finde, dass ich einige Dinge sehr klar formuliert habe. Mir persönlich hat das Aufschreiben dieser Gedanken sehr viel gebracht, ich habe nun eine andere Lebenseinstellung als bisher.

    Was Marx betrifft, nehme ich an, dass ich mich relativ klar ausgedrückt habe: Ich finde seine Ideologie pervers und habe im Aufsatz auch beschrieben warum. Warum ich aber gelegentlich auf marxistische Begriffe zurückgreife, ist einfach, dass diese Definitionen relativ gängig sind. Hierzulande sind ja zum Teil Parteien an der Macht, deren Ideologie zwar nicht exakt dem Marxismus entspricht, aber von diesem inspiriert worden ist.

    Mir ist nicht klar, warum du, Paulchen, indirekt meinst, dass es etwas Schlechtes wäre, Marx abzulehnen.

    Die Bemerkung über die Bedürfnisse mag der Maslow'schen Bedürfnispyramide entsprechen; das ist aber Zufall. Dennoch, danke für den Vorschlag, ich kann gern hinweisen, dass Herr Maslow ähnliche Gedanken hatte.

    Die enge Auslegung des Begriffs Familie mag problematisch sein; da gebe ich dir schon Recht. Ich werde nach einer anderen Formulierung suchen.

    Ehrenamtliche Tätigkeiten sind meiner Meinung nach nur bedingt anerkannt. Die Frage ist natürlich immer, von wem etwas anerkannt wird. Wenn man für eine Tätigkeit Geld bekommt, dann ist sie jedenfalls von der Gesamtgesellschaft anerkannt, weil Geld ein universelles Tauschmittel ist. (Darüber könnte man natürlich noch diskutieren.)

    Es gibt natürlich verschiedene Definitionen des Begriffs Arbeit, von denen ich nur zwei herausgepickt habe; mir geht es aber weniger darum, den Begriff exakt zu definieren, als zu erklären, warum es problematisch ist, dass nicht jede Tätigkeit (und nicht einmal jede anstrengende Tätigkeit) als Arbeit anerkannt wird. Eventuell muss ich das noch klarer formulieren.

    Ich gebe dir Recht, dass es im Arbeitsprozess weniger um die persönlichen Interessen von Vorgesetzten als um die Interessen des Unternehmens geht; das Unternehmen gehört aber irgendjemanden, und die Interessen dieser Person entsprechen dem Interessen des Unternehmens. Ich will damit sagen: "Unternehmen" ist ein ziemlich abstrakter Begriff; letztendlich gibt es aber immer irgendeine Person, die Interessen hat, welche mit dem Unternehmen assoziiert werden.

    Zu deiner Argumentation mit dem Berufsheer gebe ich dir völlig Recht; du hast ja selbst erkannt, dass auch Soldaten, die sich selbst für diesen Beruf entschieden haben, nicht unbedingt freiwillig in den Krieg ziehen (und den Beruf unter Umständen einfach nur deswegen gewählt haben, weil es für sie keine Alternativen gab).

    Grundsätzlich, Paulchen, bin ich gar nicht der Meinung, dass mein Text neu- und einzigartig sei; aber ich denke sehr wohl, dass er Gedanken enthält, auf die manche Leser noch nicht selbst gekommen sind. Der Text soll in erster Linie zum eigenständigen Nachdenken anregen. Insgesamt halte ich es für sehr wichtig, vor allem auf die Bedeutung (Schädlichkeit) autoritärer Strukturen hinzuweisen. Was in der aktuellen Fassung noch fehlt, ist die besondere Gefährlichkeit der Perpetuierung autoritärer Strukturen durch Menschen, die gar nicht wissen, was hinter diesen autoritären Strukturen steckt, also nicht wissen, weshalb es diese autoritäre Strukturen überhaupt gibt; Menschen, die sich einfach denken: "Es muss halt so sein." Vielleicht erinnert dich diese Bemerkung an die Aussage eines gewissen Michael Spindelegger: "Es ist so, weil es immer schon so war"? Ich halte es für besonders gefährlich, wenn man jemanden zwingt, etwas zu tun, weil man glaubt, dass es so sein müsse, aber gar nicht weiß warum.

    Im nächsten Kapitel möchte ich dann auf das Thema Ideologien und Religionen eingehen - meiner Meinung nach handelt es sich bei diesen vornehmlich um Mechanismen, die einerseits gewisse Menschengruppen zusammenschweißen, andererseits aber auch die gesamte Menschheit spalten und die ebenfalls Menschen dazu veranlassen, nach bestimmten Mustern zu handeln, ohne rational begründen zu können, warum sie es tun.

  • Michael Spindelegger: "Es ist so, weil es immer schon so war"?

    Man muss jetzt nicht unbedingt ein großer Philosoph sein, um zu erkennen dass das eine ziemlich dumme Begründung ist (völlig unabhängig vom Thema). Hätte ich es nicht selbst gehört, hätte ich nicht geglaubt dass er das wirklich gesagt hat; es klingt ja eher danach als wollte man sich damit über die ÖVP lustig machen.

    Nett zusammengefasst: http://karinkoller.files.wordpress.com/2012/03/affen.jpg (keine Ahnung ob das Experiment wirklich jemand gemacht hat)

  • Da Paulchen das Thema IQ angesprochen hat, möchte ich kurz darauf eingehen:

    Wie ich vor kurzem bereits in einem anderen Thread geschrieben habe, halte ich IQ wirklich nicht für so wichtig. Da mir das dort niemand geglaubt hat, werde ich es nun genauer erklären.

    IQ-Tests bestehen meistens aus recht einfachen Aufgaben, die unter Zeitdruck zu lösen sind. Das bedeutet, dass manche deswegen besser als andere abschneiden, weil sie sich beim Lösen der Aufgaben leichter tun und innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits mehr Aufgaben zusammenbringen. Meiner Meinung nach sagt das aber recht wenig über einen Menschen aus.

    Mich interessieren eher die Qualität und die Tiefe des Denkens sowie der Wissensstand einer Person. Man könnte das unter dem Begriff "Intellektualität" zusammenfassen. Das ist etwas ganz Anderes als das, was IQ-Tests messen.

    Von Paulchen weiß ich zum Beispiel, dass er sehr präzise denken kann. Das ist schon etwas, das sehr wertvoll ist. Da interessiert mich nicht, wie schnell er im Lösen einfacher Rechenaufgaben ist; das ist unwesentlich.

    Davon abgesehen, macht natürlich auch der Charakter einen Menschen aus; ich umgebe mich lieber mit freundlichen, netten, hilfsbereiten Menschen als mit unfreundlichen. Auch wenn Letztere vielleicht einen höheren IQ haben als die Anderen.

    Das sei aber nur am Rande bemerkt. Mit dem eigentlichen Thema dieses Threads hat das ja nichts zu tun.

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