Leiharbeit in Österreich - sollte man so einen Job annehmen?

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  • Ich komme gerade von zwei Bewerbungsgesprächen aus Graz zurück. Eine der Firmen (die größere) will mir nur einen Job über eine Leiharbeit anbieten. Ich hab gesehen, dass das in Österreich auch recht häufig ist und ein Bekannter meinte, in AT kenne er da keine negativen Berichte. In Deutschland würde man m.E. als Informatiker niemals einen echten Leiharbeitsjob annehmen.

    Meine kurze Google-Recherche hat jetzt aber wieder andere Ergebnisse ergeben. Anscheinend ist Leiharbeit in Österreich zwar juristisch unproblematischer (=mehr Rechte), aber faktisch auch scheiße.

    Was wisst ihr darüber?

    Grundsätzlich wäre die Arbeit bei der großen Firma (die mit Leiharbeit) spannender.

    Zusagen hab ich noch keine, aber ich muss mir da ja trotzdem mal Gedanken machen. Evtl. sollte ich die Leiharbeit ja auch wie in DE absagen, selbst wenn es die einzige Zusage wäre.

  • Als Leiharbeiter kannst du halt jeden Tag entlassen werden und hast keine verbindliche Zusage (wenn die Firma dich über mehrere Monate beschäftigen wollen würde, würden sie ja einen Arbeitsvertrag wollen). Persönlich kenne ich Leiharbeit nur von Leuten, die sonst gar nichts finden, oder hoffen, später eine reguläre Anstellung bei der gleichen Firma zu bekommen.

    Im Öffentlichen Dienst werden auch gern Leiharbeitskräfte angestellt, weil man die über das Sachbudget und nicht über das Personalbudget verrechnen kann. Meiner Meinung nach drückt das die Situation gut aus - man verliert grundlegende Rechte, aber wenn es nicht anders geht oder die Situation akzeptabel erscheint, kann es auch ok sein.

  • "Als Leiharbeiter kannst du halt jeden Tag entlassen werden"

    Sowas Ähnliches hab ich in der Tat auch schon auf österreichischen Internetseiten gelesen. Ist es wirklich so, dass die gesetzlichen Kündigungsfristen daanders sind? Oder gehts um die Kündigung beim Leiharbeitnehmer (also meinem inoffiziellen "Arbeitgeber")?
    Ich würde ja vermuten, dass eine Leiharbeitfirma auch an Kündigungsfristen von 2 Monaten(?) gebunden ist, aber im Internet hab ich was von 2 Wochen gelesen...

    Wobei die Umsetzung zu einem anderen Unternehmer echt eine sehr kritische Sache ist, allein wegen der ich schon absagen würde. Ich hab keine Lust bei A anzufangen (als Leiharbeiter über L) und dann von L an B umvermietet zu werden, obwohl B ein Arschloch ist.

  • Die Leiharbeitsfirma an sich kündigt dich ja nicht; formal ist das afaik so, dass die Firma, bei der du wirklich arbeitest, bei der Leiharbeitsfirma tageweise Arbeitskraft zukauft. Die wird halt zufällig von dir geliefert, und für jeden Tag, wo du sie lieferst, wirst du bezahlt.
    Bei konkreten Verträgen könnte es noch andere Fristen geben, so genau kenne ich mich auch nicht aus.

    Für die Unternehmen ist das natürlich wahnsinnig praktisch, nur für arbeitende Menschen halt nicht. Deswegen war sowas früher auch verboten.


  • Im Öffentlichen Dienst werden auch gern Leiharbeitskräfte angestellt, weil man die über das Sachbudget und nicht über das Personalbudget verrechnen kann.

    Ich arbeite selbst seit einigen Jahren bei einer Firma welche mich und einige andere Informatik-Studenten über eine Leiharbeitsfirma angestellt hat. Da funktioniert das genauso - es wird von vornherein geklärt dass der Arbeitseinsatz nur bei dieser Firma stattfindet. Gehaltszettel kommt halt vom Personaldienstleister.
    Aber sonst hatte ich bisher kaum mit den Zuständigen bei der Leiharbeitsfirma zu tun - das läuft alles über die hausintere Personalabteilung. Also Stundenzettel, Urlaubsantrag werden einfach weitergeleitet an die Leiharbeitsfirma. Die paar Gelegenheiten bei denen ich mit den zuständigen Personen der Leiharbeitsfirma zu tun hatte (Vertrag unterschreiben usw.) waren diese immer freundlich und korrekt (Zitat: "Falls es Fragen, Beschwerden gibt rufen Sie mich persönlich an, dann klären wir das sofort").


    Meiner Meinung nach drückt das die Situation gut aus - man verliert grundlegende Rechte, aber wenn es nicht anders geht oder die Situation akzeptabel erscheint, kann es auch ok sein.

    In meinem Fall kann ich keine Schlechterstellung zu den anderen Mitarbeitern feststellen - wir werden vom Chef/den Kollegen als Mitarbeiter der Firma gesehen und nicht als externe. Kommt aber sicher auch auf die Firma/Kollegen an.
    Unsere Personalabteilung schaut auch darauf dass die Leiharbeitsfirma alles korrekt für uns abrechnet und interveniert falls Beschwerden auftreten zB. einmal sind Überstunden nicht richtig verrechnet worden.
    Ich kann nichts schlechtes über dieses Anstellungsmodell sagen, aber wie gesagt die Firma/Kollegen bei der du arbeitest hat da sicher Einfluss drauf wie das im Endeffekt für dich ist.
    Aber ich denke die negativen Berichte über Leiharbeitsfirmen kannst du nicht direkt auf deine Situation anwenden, da es sich in diesen Berichten meistens um angelernte Personen handelt, die für ein paar Wochen für monotone, eher körperliche Arbeitsaufgaben verliehen werden.

    lg
    Silent Bob

    It's not denial. I'm just selective about the reality I accept - Calvin and Hobbes

    Einmal editiert, zuletzt von Silent_Bob (30. April 2014 um 13:48)

  • Zitat

    Ich arbeite selbst seit einigen Jahren bei einer Firma welche mich und einige andere Informatik-Studenten über eine Leiharbeitsfirma angestellt hat. Da funktioniert das genauso - es wird von vornherein geklärt dass der Arbeitseinsatz nur bei dieser Firma stattfindet.

    Das geht? Ich hatte mir überlegt, ob ich fragen kann, ob man im Vertrag festschreiben kann, dass ich nur bei X arbeite. Kam mir dann aber zu extrem vor. Wenn du aber sagst, dass das so möglich ist, kann ich das ja ruhig noch fragen.

    Einmal editiert, zuletzt von 496l0t92 (30. April 2014 um 21:59)

  • Ich denke, da muss man sich von Fall zu Fall ansehen; eine generelle Bewertung, ob Arbeitskräfteüberlassung gut oder schlecht ist, ist wohl kaum möglich.

    In meinem Fall kann ich keine Schlechterstellung zu den anderen Mitarbeitern feststellen

    In meinem Fall ist das ähnlich, wobei ich als "Externer" sogar besser aussteige als die "Internen", die direkt bei dem Unternehmen angestellt sind, für das ich arbeite; vor allem, was das Gehalt angeht. Mein Arbeitsvertrag basiert auf dem IT-Kollektivvertrag, d.h. ich falle diesbezüglich auch um keine Rechte um.

  • Das geht? Ich hatte mir überlegt, ob ich fragen kann, ob man im Vertrag festschreiben kann, dass ich nur bei X arbeite. Kam mir dann aber zu extrem vor. Wenn du aber sagst, dass das so möglich ist, kann ich das ja ruhig noch fragen.

    Ja - im meinen Fall übernimmt die Leiharbeitsfirma nur die Gehaltsabrechnung. Ist neben dem Hauptarbeitsfeld von Personalfirmen welches Arbeitskräfte- Suche/Vermittlung ist halt eine Nebenfunktion. Habe mir damals sagen lassen dass das bei technischem Personal gar nicht so unüblich wäre.
    Die Art der Anstellung kann man oft verhandeln wenn gegenseitiges Interesse an der Zusammenarbeit da ist.

    It's not denial. I'm just selective about the reality I accept - Calvin and Hobbes

    Einmal editiert, zuletzt von Silent_Bob (2. Mai 2014 um 14:20)

  • Ich frag mich da, wieso die Firmen das machen. Wollen sie sich einfach nur den Aufwand der Personalsuche sparen? Weil sonst zahlen sie ja jeden Monat ordentlich drauf.

    In einen FBO rendern ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt.

  • Ich frag mich da, wieso die Firmen das machen. Wollen sie sich einfach nur den Aufwand der Personalsuche sparen? Weil sonst zahlen sie ja jeden Monat ordentlich drauf.

    Der "klassische" Vorteil ist wohl, dass man so flexibler auf Schwankungen in der Auftragslage/Auslastung reagieren kann..

    Ex-PP-Tutor und genereller [strike]Besser[/strike]Schlechterwisser

  • Wenn man vertraglich festgelegt hat, dass man nur bei einer Firma arbeitet, dann würde das doch heißen, dass dann der Personalverleiher dich dann die Kündigungsfrist lang bezahlen muss, aber dich sonst nirgendwo einsetzen kann. Das Geld muss irgendwoher kommen. Das kann die Firma aber auch gleich selber zahlen.

    In einen FBO rendern ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt.

  • Oben wurde ja noch was zu Personal- und Sachbudget gesagt. Da müsste man mal einen BWLer fragen, kann aber durchaus sein, dass das auch so ein Rechnungstrick ist, weil das Personalbudget nicht zu hoch sein sollte, um schöne Statistiken zu haben oder so. So BWL-Statistiken sind ja immer für Investoren ganz wichtig.

    Von meinem Jura-Nebenfach könnt ich auch noch einen anderen Grund sehen: Nach deutschem Recht muss man für alle n ¹ Mitarbeiter mindestens einen Behinderten einstellen (oder Strafe zahlen). Da kann es natürlich auch gut sein, Nicht-Behinderte als Leiharbeiter zu mieten. Dann reichen weniger Behinderte aus. Ich vermute, dass es in Österreich eine gleiche Regelung gibt.

    ¹ n irgendwo zwischen 5 und 20

    3 Mal editiert, zuletzt von 496l0t92 (4. Mai 2014 um 21:53)


  • Von meinem Jura-Nebenfach könnt ich auch noch einen anderen Grund sehen: Nach deutschem Recht muss man für alle n ¹ Mitarbeiter mindestens einen Behinderten einstellen (oder Strafe zahlen). Da kann es natürlich auch gut sein, Nicht-Behinderte als Leiharbeiter zu mieten. Dann reichen weniger Behinderte aus. Ich vermute, dass es in Österreich eine gleiche Regelung gibt.

    ¹ n irgendwo zwischen 5 und 20

    Die Strafzahlungen in Österreich dafür sind sooo gering, dass ich hier keinen Grund sehe zu tricksen.

    Wohl eher aus budgettechnischer Sicht für Projekte, da Leiharbeiter normal nicht unter den Posten Personal fallen sondern als Sonderausgaben (zumindest bei den Firmen, die ich kenne) intern als Umlagenkosten auf alle BUs aufgeteilt werden... Elendige Zahlenhurerei halt

  • Wenn du nicht direkt bei der Firma angestellt bist, bekommst du halt nicht mehr Urlaubstage nach x Jahren. geht die Leiharbeitsfirma ein - Pech. Geht sie in Konkurs und macht mit neuem Namen auf. Du hast dann Glück wenn dich die Firma fix anstellt weil du dich gut gemacht hast.... oder halt Pech.
    Braucht dich die Firma nicht mehr - obwohl im Vertrag steht nur für Firma ... X ... zahlt sie vll an die Leiharbeitsfirma etwas mehr, dafür muss sie sich nicht mit deiner Kündigung herum scheren.
    Geht die leihende Firma krachen, kann sie Leiharbeiter wohl auch anders loswerden als fixe...

    Ist ja auch eine Art verlängerte "Probezeit".

    Es ist, meiner Meinung nach, auch eine Frage der persönlichen Einstellung - manche wollen nur Projektweise bei einer Firma sein und nicht Jahre lang "alles" mitmachen.

    Zitat

    Ich hab keine Lust bei A anzufangen (als Leiharbeiter über L) und dann von L an B umvermietet zu werden, obwohl B ein Arschloch ist.


    wenn doch A das A ist hast du's als externer auch einfacher. Außer L ist auch ein A *gg*

    Bei uns (CAD-Bereich) sind Leiharbeiter wirklich nur 1-6 Wochen wenn's eng wird. Die kommen oft mit neuen Ideen und finden auch (ab und zu) neues bei unseren Abläufen.
    Einige die bei uns früher als Leiharbeiter unterwegs waren, haben recht geschimpft, dass man halt immer wieder wechselt und nie weiß wie es wird. Die Haben aber eine "vertraute Umgebung" gesucht, in der sie sich alles gemütlich richten können...

    Haben auch in DE einen Kollegen jede Woche Stundenweise von einer externen IT-Firma.

    sg Dirm

    Beamte sind wie Bücher, desto höher sie stehen, desto nutzloser sind sie.;)

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